Das „Internet Archive“ (www.archive.org) ermöglicht einen Online-Zugriff auf Medien wie etwa digitalisierte Bücher an. Im Zuge der Corona-Krise wurden mehr Bücher verliehen, was die Verlage auf den Plan ruft. Diese streben jetzt Unterlassungs- und Schadenersatzklagen gegen das Online-Archiv an, was zu dessen Ende führen könnte.
Das Internet Archive ist eine Anlaufstelle für Wissbegierige unterschiedlichster Couleur und bietet digitale Bücher, Software und Spiele, Videos und Audios sowie Bilder an. Wer sich dort anmeldet, kann, ganz ähnlich einer Bücherei, Medien ausleihen und gegen Gebühr nutzen. Bisher war es so geregelt, dass das Archiv nur so viele Exemplare online ausleihen darf, wie auch physisch vorhanden sind. So wurden die gesetzlichen Vorgaben eingehalten, die das geistige Eigentum von Produzenten, Künstlern oder eben Verlagen schützen.
Hierbei muss erwähnt werden, dass ein System zu diesem Schutz wie es in Deutschland mit der GEMA existiert, in den Vereinigten Staaten noch nicht vorhanden ist. Im Zuge der Corona-Krise wurde die Beschränkung des Internet-Archive, nur so viele Bücher wie real vorhanden sind, auszuleihen, kurzzeitig außer Kraft gesetzt. Das missfällt etlichen US-Verlagen, die sich jetzt zusammengeschlossen haben und eine Sammelklage anstrengen. Lobby-Gruppen von Schriftstellern und Autoren unterstützen dieses Bemühen, da auch schon vor der aktuellen Lage Kritik am Verfahren des Archivs laut wurde.Allerdings ist die rechtliche Bewertung schwierig, da es keine offiziellen Lizenz-Verträge mit den Verlagen gibt und es sich um digitalisierte Werke handelt. Genau dieses Fehlen von Lizenzen und damit den finanziellen Ansprüchen wollen die Verlage nun ändern. Die National Emergency Library (NEL), die der Darstellung der Verlage widerspricht, hat eine mächtige Lobby gegen sich. Der Fall landet nun vor Gericht und dort wird entschieden, ob sich im Fall des Internet Archive auf den sogenannten „Fair Use“ berufen werden kann oder aber erhebliche Zahlungen auf das Archiv zukommen.
Im Worst Case, also einer gerichtlichen Entscheidung zugunsten der Verlage, würden neben den Anwaltskosten und Schadenersatzansprüchen außerdem bis zu 150.000 USD Strafzahlungen pro Buch auf das Archiv zukommen, was den sofortigen Bankrott und damit das Ende des Archivs bedeutet. Mittlerweile sind über 1,5 Millionen Besucher auf der Seite gewesen, die die Angebote rege genutzt haben. Mit dem Ende des Archivs werden nicht nur die Bücher, sondern auch alle anderen Angebote wie die PC-Games etc. wegfallen. Es bleibt zu hoffen, dass hier für die Nutzer des freien Internets und seiner Möglichkeiten entschieden wird.
Das Webarchiv und heutige Online-Bibliothek „Internet Archive“ besteht bereits seit 1996 als gemeinnütziges Projekt mit Sitz in San Francisco, Kalifornien.