Ask the Gamer

Tim Höttges, Chef der Deutschen Telekom, kündigt steigende Preise für die Telekommunikation an. Er begründet den Schritt damit, dass die hier beheimateten Unternehmen sonst keinerlei Chance gegen die Konkurrenz in China oder den USA hätten. Auch die fortschreitende Digitalisierung und der Netzausbau wären davon betroffen.

Die Krisenjahre 2020 und 2021 halten die Welt in Atem. Viele Abläufe haben sich in den letzten Monaten drastisch verändert. Marken und Firmen, die vor Corona kaum jemandem ein Begriff waren, boomen plötzlich. Ein gutes Beispiel dafür ist Zoom, die Software für Videokonferenzen, die, laut Höttges, aktuell umsatzstärker als Vodafone, Telefónica und Orange zusammen sei. Auch Unternehmen wie Netflix, Amazon und Co. profitierten bisher enorm von der Pandemie.

„Aber wie soll die Telekommunikationsindustrie, die seit 2016 ungefähr 60 Prozent ihres Börsenwertes verloren hat, genauso viel Geld pro Kunde in ihre Infrastruktur investieren, wenn sie hier nur ein Drittel des Umsatzes pro Kunde erzielt wie etwa in den USA?“ Das deutliche wirtschaftliche Ungleichgewicht ist es, was Tim Höttges dabei im Gespräch mit der Welt am Sonntag besonders anprangert. Europa müsse stärker zusammenarbeiten und die hier beheimateten Unternehmen im globalen Wettbewerb unterstützen. Schließlich förderten die USA und China ihre Industrie, „aber wir in Europa hängen immer noch dem Prinzip der 70er- und 80er-Jahre an und schmeißen jedes Unternehmen in den globalen Wettbewerb, und wenn es ihn nicht besteht, war es einfach nicht gut.“ Das System sei laut Höttges nicht länger tragbar. „Wir brauchen Unternehmen, deren Infrastrukturinvestitionen belohnt werden, und eine Regierung, die Veränderungen anstrebt, weil sie weiß, dass Europa in einer bipolaren Welt mit den Supermächten China und Amerika mit einer Stimme sprechen muss.“

Weiterhin betont Timotheus Höttges, dass die Pandemie deutlich zeige, dass Deutschland als Staat nicht konkurrenzfähig sei. Gerade in Sachen Digitalisierung hänge die Bundesrepublik massiv hinterher. Die Infrastruktur bleibe dabei auf der Strecke. Damit bezieht er sich nicht nur auf den Ausbau von Straßen- und Schienennetzen: Vor allem der Standard für Datenübertragung ist im Vergleich zu vielen Ländern weltweit zu gering. So schafft es Deutschland – laut neuesten Statistiken des Speedtest-Anbieters Ookla – mit den mobilen Diensten gerade einmal auf Platz 26 von 134 untersuchten Staaten. Beim Breitbandinternet sind wir noch weiter abgeschlagen und erst auf der 33. Platzierung von insgesamt 176 zu finden.

Was sagt Ihr zum Stand der Digitalisierung in Deutschland? Wäre eine Preiserhöhung der Telekom unter den Umständen gerechtfertigt? Teilt uns Eure Meinung auf Facebook mit.

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