Riesige Open-World-Brocken und Service-Games stehen zurzeit hoch im Kurs. Sie locken mit großem Spielumfang und ständigen Aktualisierungen, bieten gar kein richtiges Ende und werden nach und nach mit weiteren Inhalten befüllt. Warum uns diese Entwicklung nicht gefällt, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
Spiele werden gefühlt immer länger, doch sind sie deswegen auch besser? Wenn es nach uns geht, ist eher das Gegenteil der Fall, doch diese Meinung scheint nicht jeder zu vertreten. Wir tragen teilweise selbst die Verantwortung für diesen Trend, denn Gamer und Gamerinnen greifen gern zu Titeln, die mit viel Spielzeit werben. Schließlich bekommen wir so mehr für unser Geld. Vor allem die junge Spielerschaft, die sich nicht jedes neue AAA-Game leisten kann, möchte reichlich Unterhaltung aus jedem investierten Euro herausquetschen. Klingt zunächst logisch – doch daraus ergeben sich leider einige negative Aspekte.
Quantität statt Qualität
Um die Spielzeit künstlich in die Höhe zu treiben, wird eine sonst spannende Story gern mit Lückenfüller-Inhalten übersät. Vor allem Open-World-Titel sind davon betroffen. Das endlose Einnehmen von Außenposten, das Sammeln langweiliger Tagebucheinträge oder das Erledigen einer willkürlichen Anzahl an Gegnern – Ihr wisst sicher, wovon wir sprechen. Das Gameplay wiederholt sich immer wieder, stellt keine Herausforderung dar und raubt uns unsere wertvolle Zeit. Einige Publisher treiben es auf die Spitze und bieten dann sogar noch Mikrotransaktionen an, um diese langweiligen Inhalte zu überspringen oder zu beschleunigen. Richtige Singleplayer-Adventures sterben aus, stattdessen stehen Service-Games auf dem Plan, die kein wirkliches Ende haben und uns langfristig binden wollen.
Zu viele Spiele, zu wenig Zeit
Gamer und Gamerinnen werden älter und das beeinflusst unsere Gewohnheiten. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter für Spieler und Spielerinnen mittlerweile bei 37 Jahren – ein Lebensabschnitt, in dem richtige Freizeit oft zu kurz kommt. Neben Job und Familie bleiben bestenfalls am Wochenende noch einige Stunden Zeit zum Zocken übrig, aber meist zu wenig, um umfangreiche Spiele in Angriff zu nehmen.
Ein Großteil der Games wird deshalb erst gar nicht zu Ende gespielt. Teilweise ist das sicherlich der Tatsache geschuldet, dass einem das Spiel nicht wirklich zusagt, doch die Abbrecherquote erreicht bei hochgelobten Titeln ähnliche Höhen. Auch wenn wir uns zunächst riesig auf ein Spiel freuen, rufen häufig andere Pflichten, die uns vom Zocken abhalten. Ist es also Zeit für Videospiele, erwachsen zu werden und sich an die Bedürfnisse ihrer größten Zielgruppe anzupassen? Geht es nach den Umsätzen, dann vermutlich nicht, denn obwohl zahlreichen Spielern und Spielerinnen das Finale entgeht, werden die Games trotzdem gekauft. Einige von Euch kennen das bestimmt: Ihr hattet noch gar keine Gelegenheit, Euer letztes Spiel zu beenden, da erscheinen bereits die nächsten Games, für die Ihr Euch ebenfalls interessiert.
Mehr Vielfalt ist gefragt
Wir wollen keineswegs behaupten, dass lange Videospiele nicht auch ihre Daseinsberechtigung haben. Ganz im Gegenteil: grandiose Titel wie The Witcher 3 oder GTA V wollen wir auf keinen Fall missen. Sie sind der beste Beweis dafür, dass große Spielwelten aufgehen, wenn sie mit interessantem Inhalt befüllt sind. Wir wünschen uns lediglich mehr Abwechslung.
Schauen wir uns bei Indie-Entwicklern um, finden wir einige Beispiele, die bloß wenige Stunden in Anspruch nehmen und gleichzeitig eine großartige Story erzählen oder mitreißendes Gameplay liefern. Warum gibt es solche Projekte nur noch selten bei großen Studios und Publishern? Wie wir in unserem letzten Hot-Take-Beitrag bereits feststellten, sind sie zum einen nicht gerade dafür bekannt, sich an neuen Dingen zu versuchen. Zum anderen dürfte aber auch unsere Erwartungshaltung eine Rolle spielen. Bei kleinen Studios rechnen wir nicht mit 50 Stunden Spielzeit, doch bei den Branchenriesen, die ihre Spiele für 60 oder gar 70 Euro verkaufen, sieht das anders aus.
Wir haben jedenfalls Lust auf mehr knackige und handlungsgetriebene Singleplayer-Games. Spiele, bei denen wir die Story genießen können, ohne unsere Zeit mit langweiligen Missionen zu verschwenden.
Wie sieht es bei Euch aus? Wie viele Games habt Ihr schon begonnen, aber nie zu Ende gespielt? Sehnt Ihr Euch auch nach kurz verpackten Geschichten mit Anfang und Ende? Uns interessiert, was Ihr denkt, also teilt Eure Meinung gern mit uns auf Facebook!