Der Nintendo Virtual Boy: die erste Handheld-Konsole mit echter 3D-Grafik. Was zunächst vielversprechend klang, entpuppte sich als einer der größten Misserfolge Nintendos. War die Konsole ihrer Zeit voraus oder wirklich so miserabel?
Mit dem Game Boy feierte Nintendo 1989 einen Riesenerfolg. Mit über 100 Millionen verkauften Exemplaren zählt er auch heute noch zu den erfolgreichsten Spielekonsolen und das trotz damals schon als veraltet geltender Technik ohne Farbdisplay. Mit dem 1995 folgenden Virtual Boy schlug Nintendo hingegen eine ganz andere Richtung ein: eine Spielekonsole, die so noch niemand gesehen hatte. Und das sollte sich bewahrheiten.
Wir sehen Rot
Auf den ersten Blick sieht der Virtual Boy schon etwas seltsam aus. Er erinnert zwar definitiv an heutige VR-Brillen, wirkt aber weitaus weniger ausgereift. Getragen wird die Hardware nämlich nicht auf dem Kopf. Stattdessen steht der rote Kasten, in den Spielerinnen und Spieler hineinschauen, auf einem wackligen Gestänge. Im Gegensatz zu heutigen VR-Brillen wird der Virtual Boy dementsprechend stationär genutzt. Die Steuerung erfolgt mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Gamepad mit zwei Steuerkreuzen und großem Batteriefach für die Stromversorgung.
Die im Virtual Boy verwendete Technik ist mindestens genauso ulkig wie sein Erscheinungsbild. Im Inneren des Kastens befinden sich zwei integrierte Displays. Der 3D-Effekt entsteht durch einen Spiegel, der in einer hohen Frequenz hin- und herbewegt wird. Dabei erzielt der Virtual Boy eine Auflösung von 384 × 224 Pixeln bei 50 Hz Bildwiederholrate. Der Haken: Nintendo verwendet ausschließlich rote LEDs, weshalb die Spielekonsole lediglich drei verschiedene Rottöne auf schwarzem Hintergrund darstellen kann. Auf ein farbiges Bild musste Nintendo verzichten, da grüne und blaue LEDs nicht effizient genug waren.
Wieso scheiterte der Virtual Boy?
Trotz neuartigen Konzepts und einer riesigen Werbekampagne blieb der große Erfolg der ersten 3D-Handheld-Konsole aus. „Handheld“ ist dabei schon ein gutes Stichwort, denn der Virtual Boy kam zwar ohne Netzteil aus, doch Zocken unterwegs war kaum möglich. Zu klobig und schwer war die Konstruktion mit einem Gewicht von 760 g.
Das Spielen stellte Gamerinnen und Gamer allerdings auch zu Hause vor Probleme. Viele empfanden die Haltung als äußerst unbequem – schnell traten Nacken- und Rückenprobleme auf. Die unausgereifte 3D-Technik sorgte bereits nach kurzer Zeit für Kopfschmerzen und kam dabei nicht einmal wirklich zur Geltung. Kritik erntete der Virtual Boy außerdem für sein monochromatisches Display: Was schon beim ersten Game Boy als veraltet galt, war Mitte der 90er-Jahre längst nicht mehr zeitgemäß. Hinzu kamen eine magere Spieleauswahl, ein hoher Kaufpreis von 180 US-Dollar und starke Konkurrenz in Form der PlayStation, dem Sega Saturn und dem angekündigten N64.
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Letztendlich blieb der Virtual Boy weit hinter Nintendos Erwartungen zurück. Statt geplanter 250.000 Exemplare wurden in Japan bloß 140.000 Geräte verkauft. Der Release in den USA sorgte ebenfalls für Enttäuschung, in Europa blieb er sogar ganz aus. Selbst stetige Preissenkungen konnten die Konsole nicht mehr retten. Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung stampfte Nintendo das Projekt ein.
Trotzdem hat das Konzept Potenzial. Denn auch wenn die große Gaming-Revolution bisher ausbleibt, so hat die VR-Brille mittlerweile ihre Daseinsberechtigung. Allerdings war die Technik zum damaligen Zeitpunkt noch zu unausgereift, um wirklich Anklang zu finden. So bleibt der Virtual Boy nur eine Kuriosität in Nintendos Firmengeschichte und ein ungewöhnliches Sammlerstück.
Hättet Ihr Lust, die Konsole in Taucherbrillen-Optik einmal selbst auszuprobieren oder dürft Ihr vielleicht sogar ein Exemplar euer Eigen nennen? Was haltet Ihr vom Virtual Boy? Teilt Eure Meinung mit uns auf Facebook!