Ask the Gamer

Dass es Streamer, Blogger und minderjährige Gamer und Gamerinnen in China schwer haben, ist nichts Neues. Bereits im vergangenen Jahr berichteten wir Euch über die staatlichen Einschränkungen beim Online-Gaming im Reich der Mitte. Doch nicht nur chinesische Spielerinnen und Spieler leiden unter Repressionen: Auch der Games-Branche des Landes geht es zunehmend schlechter. Laut einem Bericht der South China Morning Post mussten seit Juli vergangenen Jahres mehr als 14 000 Unternehmen, die unmittelbar mit der Gaming-Industrie zusammenhängen, aufgeben.

Neue Spiele müssen genehmigt werden – auch die Veröffentlichung wird reguliert

Hintergrund ist, dass die Entwicklung neuer Videospiele in der Volksrepublik genehmigt werden muss und die Games strenger Zensur unterliegen. So müssen Charaktere den Vorstellungen des Regimes entsprechen: Angeblich „unmännliche“ Darstellungen sind verboten.

Mittlerweile wurden seit Juli 2021 keine neuen Videospiele mehr genehmigt – zuletzt hatte es 2018 eine vergleichbare Zwangspause gegeben. Das hat Folgen: Viele Menschen verloren ihre Jobs, 14 000 Unternehmen aus der Branche sollen allein seit Juli die Segel gestrichen haben. Für das Jahr 2021 geht die South China Morning Post von 18 000 Firmenschließungen in Zusammenhang mit Repressionen in der Videospiel-Industrie aus und beruft sich dabei auf die staatlich kontrollierte Zeitung Securities Daily.

Größter Gaming-Markt der Welt

Wirtschaftlich kann die Regierung des Landes kein Interesse an den eigenen Maßnahmen haben: China ist der größte Gaming-Markt der Welt – hier werden riesige Umsätze generiert. Vor allem Mobile-Games erleben hier reißenden Absatz. Doch die Tech-Größen des Landes wie Tencent und NetEase erweitern angesichts immer größerer Restriktionen in China ihre Auslandsniederlassungen.

Das Regime will den Medienkonsum seiner Bürger auf allen Ebenen kontrollieren – nach Journalisten und Bloggern trifft es seit einiger Zeit auch die Gaming-Industrie. Beispielhaft hierfür sind die krassen Einschränkungen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Sie dürfen lediglich drei Stunden wöchentlich mit Online-Games verbringen – zu festgelegten Zeiten und nur an bestimmten Tagen.

Fortnite, Steam und andere große Namen seit längerem mit Problemen

Probleme für die Games-Branche sind in China jedoch nichts Neues: Ende Dezember war die internationale Steam-Version über Stunden nicht erreichbar. Sofort kam der Verdacht auf, dass eine staatliche Sperrung dahintersteckt. Mittlerweile ist jedoch klar: Es handelte sich offenbar um eine DNS-Attacke. Wie lange die globale Version der Gaming-Plattform im Reich der Mitte jedoch noch verfügbar sein wird, ist ungewiss: Denn eine staatlich kontrollierte Version existiert ebenfalls und soll sicher – nach Willen des Regimes – die unkontrollierte Variante ersetzen.

Selbst eines der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten – Fortnite – darf in China nicht mehr gespielt werden. Dieses Beispiel zeigt: Im Zweifel nimmt die chinesische Regierung wirtschaftliche Einbußen billigend in Kauf, um unliebsame Inhalte – und seien sie nach westlicher Sicht noch so harmlos – vom größten Gaming-Markt der Welt zu verbannen.

Was haltet Ihr generell von Eingriffen der Politik in die Gaming-Industrie? Bedarf es an einigen Stellen mehr Steuerung oder sollte die kreative Freiheit bedingungslos gelten? Wir freuen uns auf Eure Meinungen bei Facebook.

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