Ask the Gamer

Es geht in die nächste Runde. Nachdem das kleine Indie-Team um Wolfire Games am 27.04.2021 eine Kartellklage gegen Valve eingereicht hat, fordert der Großkonzern jetzt eine sofortige Abweisung der Klage.

Was hat den Streit zwischen beiden Parteien ausgelöst?

Im Grunde handelt es sich um eine alte Thematik, die immer wieder Feuer fängt. Wie wir bereits am 03.05.2021 berichteten, unterstellt das Studio, das unter anderem für Games wie Overgrowth oder Receiver verantwortlich ist, dem Betreiber der Plattform Steam seine Marktdominanz auszunutzen. Im Mittelpunkt stehen hierbei vor allem die Key-Price-Parity-Provision, die es Entwicklern verbietet, ihre Games auf anderen Plattformen günstiger anzubieten als auf Steam, und die hohe Umsatzbeteiligung von 30 %.

In einem 33-seitigen Schriftsatz konterte Valve am 26.07.2021 und verlangt von dem Gericht eine sofortige Abweisung der Klage. Das Studio begründet sein Vorgehen damit, dass selbst die grundlegendsten Elemente für ein Kartellverfahren nicht gegeben wären und folglich der zentrale Vorwurf keinen Bestand habe. Aus dem Kartellrecht gehe zu keinem Moment hervor, dass Valve verpflichtet wäre, Entwicklern kostenlose Steam-Keys zur Verfügung zu stellen, damit diese auf anderen Plattformen die Preise für ebenfalls auf Steam erhältliche Games unterbieten. Ganz im Gegenteil bestehe noch nicht mal die Pflicht, Steam-Keys überhaupt zu erstellen.

Die als kritisch angesehene Umsatzbeteiligung in Höhe von 30 Prozent, verteidigt Valve als Branchenstandard und sieht keinen Grund, von dieser Summe abzuweichen.

Sind 30 Prozent Umsatzbeteiligung wirklich Standard?

Plattformen wie Steam erwirtschaften ihren Gewinn hauptsächlich durch Beteiligungen an den Spielverkäufen oder durch In-Game-Käufe. Das Jahr 2020 bescherte dem Unternehmen Rekordumsätze und eine immens wachsende Spielerzahl. Pro Monat kamen 2,6 Millionen Neukunden auf das Streaming-Portal. Das hatte zur Folge, dass stolze 21,4 Prozent mehr Spiele verkauft wurden als 2019.

Dass bei solch einem Wachstum, die Entwickler frustriert auf die 30 Prozent Umsatzbeteiligung blicken, ist mehr als verständlich. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, ob 30 Prozent wirklich Branchenstandard sind oder nicht. Für Epic Games scheint das nicht der Fall zu sein. Der Anbieter hat seinen Anteil bereits vor geraumer Zeit von 30 auf 12 Prozent gesenkt und selbst Microsoft® verlangt seit dem 01.08.2021 in seinem Store nur noch 12 Prozent für PC-Spiele. Beide Unternehmen wollen damit kleine Entwicklerstudios in ihrer Arbeit unterstützen, aber auch ihre eigene Konkurrenzfähigkeit durch ein großes Spielangebot stärken.

Andere Plattformen wie Sony und Nintendo sehen bezüglich der Umsatzbeteiligung ebenso wie Valve keinen Handlungsbedarf. Lediglich Apple hat für Entwickler, die weniger als 1 Million Dollar pro Jahr einnehmen, die Kosten halbiert. Insgesamt müssen wir leider zugeben, dass die 30 Prozent derzeit dem Branchenstandard im Großen und Ganzen entsprechen.

Dennoch hoffen wir, dass durch solch mutige Klagen wie von Wolfire Games langsam ein Umdenken stattfindet und die Arbeit der Entwickler entsprechend honoriert wird. Auch wenn die Erfolgsaussichten in diesem Fall mit Sicherheit gering sind, setzt das kleine Entwicklerstudio zumindest ein Zeichen.

Wie würdet Ihr anstelle von Valve handeln? Sind 30 Prozent noch zeitgemäß? Teilt uns Eure Meinung auf Facebook mit!

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