Ende November 2020 startete das Kultusministerium Baden-Württemberg ein Pilotprojekt: Stefan Brink, der Landesbeauftragte für Datenschutz, sollte in Zusammenarbeit mit 25 Schulen herausfinden, ob die Microsoft® 365 Office-Anwendungen mit angeschlossenem Cloud-Dienst den Datenschutzbestimmungen entsprechen. Nun rät er dringend vom Einsatz an Schulen ab.
Seit dem Aufkommen der weltweiten Corona-Pandemie verstärkte das baden-württembergische Kultusministerium die Suche nach einer praktikablen, aber auch datenschutzrechtlich vertretbaren Lösung für eine digitale Arbeitsplattform. Aufgrund der vielen Möglichkeiten zur Kommunikation – via E-Mail oder Videokonferenz – und den Programmen zur Textverarbeitung, Kalkulation und Präsentation sowie dem Cloud-Speicher wurde auch Microsoft® 365 in Betracht gezogen. Doch sowohl vom Landesbeauftragten für Datenschutz als auch von der Lehrer- und Elternschaft hagelte es damals große Kritik. Eine umfangreiche Untersuchungskommission sollte deshalb herausfinden, inwiefern die Software infrage kommt. Es standen vor allem der Umgang mit personenbezogenen Daten und die verschlüsselte Übertragung im Mittelpunkt. Doch auch die Nutzerrechte an sich wurden ausgiebig beleuchtet. Dabei kam eine speziell abgewandelte Test-Suite zum Einsatz, womit der Betreiber Microsoft® schon auf die wesentlichen Forderungen des Datenschutzbeauftragten eingegangen sei.
Nun, mehr als drei Monate nach dem Start des Pilotprojekts, rät Stefan Brink in einer Pressemitteilung dringlich von der schulischen Nutzung von Microsoft® 365 ab. „Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer wollen digitale und rechtssichere Lösungen für den Unterricht. Wir unterstützen das“, äußerte sich Brink. Während der Untersuchung sei es ihm nicht möglich gewesen, Klarheit über die übertragenen Daten und deren technische Notwendigkeit zu erlangen. Microsoft® habe die Suite zwar für die Nutzung im Schulalltag angepasst, jedoch sei es den Schulen immer noch nicht möglich, damit der DSGVO zu entsprechen. Ihnen fehle die Kontrolle über das System und darüber, welche personenbezogenen Daten wann verarbeitet werden. Erst recht konnte das Projektteam um Brink nicht nachweisen, dass die Datenverarbeitung auf das nur unbedingt notwendige Minimum reduziert wurde. Deswegen habe er sich gegen den Gebrauch von Microsoft® 365 ausgesprochen:
„Es erscheint zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, mit anderen Varianten der im Pilotversuch genutzten Produkte und unter wesentlich modifizierten Einsatzbedingungen damit im Schulbereich rechtskonform zu arbeiten. Es ist in den vergangenen Monaten auch nach intensiver Zusammenarbeit und mit hohem Personaleinsatz aber nicht gelungen, eine solche Lösung zu finden.“
Vielmehr empfiehlt er für die Zukunft eine Kombination aus unterschiedlichen Open-Source-Tools, die auch in anderen Bundesländern bereits genutzt werden. Beispiele hierfür sind Big Blue Button und Moodle. Die Vorteile: Die Arbeitsplattformen werden direkt vom Bund betrieben, sodass hierbei keinerlei Datenschutzlücken zu erwarten sind.
Welche Office-Tools nutzt Ihr? Seid Ihr Team Microsoft® 365 oder kommen bei Euch andere Varianten zum Einsatz? Teilt uns Eure Meinung gern auf Facebook mit!