Formfaktor: Mainboard-Formate
Bei der Hauptplatine (auch genannt Motherboard oder Mainboard) bestimmt der Formfaktor über die Größe. Er ist streng normiert, da sich das Zusammenstellen eines PCs ansonsten ausgesprochen schwierig gestalten würde. Der Formfaktor entscheidet nicht nur über die Abmessungen des Mainboards, sondern auch darüber, an welcher Stelle sich die Bohrlöcher zum Befestigen sowie diverse Steckplätze für die Hardware befinden.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzdefinition
- Allgemeine Informationen zum Mainboard-Formfaktor
- Geschichte & Entwicklung
- Anwendungsbeispiele für den Formfaktor

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Allgemeine Informationen
Nicht zu verwechseln ist der Formfaktor für Motherboards mit dem aus ganz anderen Bereichen. Auch die Physik, die elektrische Messtechnik sowie weitere Hardware nutzen diesen Begriff. So sind zum Beispiel auch die Zollangaben für Datenträger – etwa 2,5 oder 3,5 Zoll bei einer SSD – Formfaktoren. In diesem Text geht es allein um die Normierung für Mainboards.
Auch zu unterscheiden ist der Formfaktor für den normalen Desktop-PC von dem für Serverboards. Diese nutzen spezielle Varianten der SSI (Server System Infrastructure), die einen ganz eigenen Bereich für sich bildet. Wenn wir also in diesem Text vom Formfaktor sprechen, dann meinen wir die Größe von Mainboards für den herkömmlichen Desktop-PC.
Der Mainboard-Formfaktor entscheidet also zum einen über die Größe der Platine, zum anderen über die auf ihr enthaltenen Schnittstellen und deren Position. Normalerweise besteht ein PC-Gehäuse aus vielen verschiedenen Bauteilen, die zum Teil modular, zum Teil fix sind. Unveränderlich sind in der Regel die Slots für Grafikkarten, die nach hinten heraus geöffnet werden, damit Sie an das I/O-Interface herankommen. Dementsprechend muss die Grafikkarte auf dem Mainboard so sitzen, dass sie genau in den oder die Slots an der Rückseite Ihres Towers passt.
Damit die Hardware und das Gehäuse also optimal zusammenspielen, sind Formfaktoren normiert. Der PCIe-Slot für Ihre Grafikkarte befindet sich auf einem ATX-Mainboard an einer ganz bestimmten Stelle, ebenso die Slots für CPU, RAM und die Schnittstellen für Datenträger und Laufwerke. Im Umkehrschluss sind auch PC-Gehäuse entsprechend durchgeplant. Abhängig davon, wo die Hersteller den Platz für das Mainboard vorgesehen haben, (und natürlich auch von anderen Faktor) werden die restlichen Plätze für die Hardware eingeplant.
Sie können sich vorstellen, wie kompliziert (und wahrscheinlich unmöglich) es andernfalls wäre, einen PC mit Komponenten verschiedener Hersteller zusammenzustellen. Ohne eine Normierung wären wir höchstwahrscheinlich gezwungen, uns für ein System von einem Hersteller zu entscheiden.
Formfaktor: die verschieden Größen
Formfaktor | Länge in mm | Breite in mm |
---|---|---|
ATX | 305 | 244 |
microATX | 244 | 244 |
ITX | 215 | 191 |
Mini-ITX | 170 | 170 |
Nano-ITX | 120 | 120 |
Pico-ITX | 100 | 72 |
ATX – Advanced Technology Extended
Das ist die Standardgröße. ATX-Mainboards sind wohl in den meisten modernen PCs rund um die Welt zu finden. Sie passen in die regulären Midi- bis Full-Tower und bieten zumeist viel Platz für alles, was das Herz begehrt. Wer eine Grafikkarte mit Überlänge (oder gar zwei Grafikkarten), viele RAM-Riegel und starke Kühlung verbauen möchte, der sollte in jedem Fall zum ATX-Formfaktor greifen. Denn dieser ist zumeist für ausladende, energiehungrige High-End-Komponenten ausgelegt und bringt die Gehäuse dazu, viel Platz für Hardware bereitzustellen.
Dadurch, dass mehr Raum vorhanden ist, schneiden die geräumigeren Gehäuse meist besser in der Kühlung ab. Die Luft kann hier ungehindert zirkulieren und es besteht ein größerer Abstand zwischen den einzelnen Komponenten, sodass sie sich gegenseitig nicht so stark erhitzen.
microATX
Etwas kleiner sind microATX-Mainboards. Dieser Formfaktor erfreut sich aktuell steigender Beliebtheit, denn viele Nutzer achten auf eine optimale Raumnutzung. In einem ATX-Gehäuse können Sie üblicherweise auch kleinere Formfaktoren befestigten, ansonsten bietet Ihnen ein Midi-Tower für microATX genau das richtige Format. Auch diese quadratischen Hauptplatinen stellen noch viele Slots und jede Menge Platz und Power zur Verfügung, wenn man in die entsprechende Preisklasse geht.
ITX bis Pico-ITX
Der Formfaktor ITX und seine Varianten sind kleiner als ATX. Auf Platinen ihrer Größe sind mit abnehmender Grundfläche entsprechend weniger Schnittstellen vorzufinden. Die Komponenten liegen mitunter enger beieinander, was die Kühlung bei besonders leistungsstarker Hardware erschweren kann. Gaming-PCs oder Systeme für CAD und ähnliche aufwendige 3D-Programme sollten vorsichtshalber zu ATX greifen. Mit immer weiter voranschreitender Entwicklung gelingen den Herstellern mittlerweile auch im Mini-ITX-Bereich Gehäuse, die eine optimale Luftzirkulation mit einem platzsparenden Design verbinden. In der Leistung zurückstecken müssen Sie mit diesem Formfaktor zumeist dennoch. Für einen einfachen Heim-PC reicht ein Mini-Tower oder ein Würfel-PC allerdings vollkommen aus.
Geschichte und Entwicklung vom Formfaktor
Mainboards bedienten sich zunächst des gängigen Formfaktors für Festplatten von 3,5 und 5,25 Zoll. Später folgte das mittlerweile veraltete AT-Format für IBM-Systeme – dies war der Vorläufer für das heutige ATX und microATX, die 1996 von Intel® entwickelt wurden. Es folgte eine Reihe von Formfaktoren, die sich auf dem Markt nicht richtig durchsetzen konnten, darunter BTX (2004 von Intel®) und DTX (2007 von AMD).
Dem taiwanesischen Hersteller VIA gelang es 2001, einen Formfaktor einzuführen, der mit seiner geringen Größe und dem dennoch guten Funktionsumfang überzeugte: ITX. Gegenüber microATX erlauben der Formfaktor ITX und seine kleineren Geschwister tatsächlich lohnende Einsparungen in der Größe von Gehäusen. Der kleinste ITX-Faktor Pico-ITX wurde 2007 von VIA herausgebracht, fristet aber eher ein Nischendasein. Mini-ITX gehört im kleinen Formfaktor-Segment wohl zum beliebtesten Format.
Anwendungsbeispiele für den Formfaktor
Wer sich einen PC zusammenstellt, für den stellt sich zuerst die Frage nach der Leistung, die er anpeilt, und als zweites die Frage nach dem passenden Mainboard. Abhängig von einer Reihe von Einflussgrößen müssen Sie sich an dieser Stelle für den entsprechenden Formfaktor entscheiden – er bestimmt, welche Gehäusegröße Sie wählen und welche Komponenten Sie verbauen können. Dafür ist es hilfreich, die Unterschiede der einzelnen Formfaktoren zu kennen.